Opferspiel: Thriller (German Edition) by O'Connor Niamh

Opferspiel: Thriller (German Edition) by O'Connor Niamh

Autor:O'Connor, Niamh [O'Connor, Niamh]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


28

Dan packte Jo am Ellbogen und dirigierte sie gleich wieder aus seinem Büro hinaus. Draußen im Gang stellte er sie zur Rede. »Wo warst du, zum Teufel? Weißt du, wie lange ich dich habe ausrufen lassen?«

»Warum hast du mir nichts davon gesagt, dass Rory die Schule schwänzt?«, fragte sie scharf.

Dan sah sie an, als hätte er nicht richtig gehört. Er hatte sich beim Rasieren geschnitten, bemerkte Jo, und vergessen, den Papierfetzen zum Aufsaugen des Bluts abzuziehen. Sie legte ihre Hände auf den Rücken und ließ sie dort.

»Dafür ist jetzt keine Zeit. Ist dir nicht klar …«

»Ich bin seine Mutter, verdammt noch mal!«

Er hob resigniert die Arme und ging wieder hinein, blickte sich aber gleich noch mal nach ihr um, ob sie auch nicht wieder verschwand.

Auf der anderen Seite der Tür frischte Jeanie gerade mit einem Compactpuder ihr Make-up auf.

»Sie haben da eine Stelle ausgelassen«, sagte Jo zu ihr und folgte Dan in den Raum.

Keiner der drei Anwesenden drehte sich um, als Jo hereinkam. Es gab keine Begrüßung, und obwohl keiner der Beamten vom National Bureau of Criminal Investigation einen höheren Dienstgrad innehatte als sie, zeigte doch die Art, wie ihre Stühle eine Front vor dem Schreibtisch bildeten, dass sie sich das einbildeten. Ein vierter, freier Stuhl stand am Ende ihrer Reihe, aber Jo ging auf die andere Seite von Dans Tisch, sodass sie die drei ansehen konnte, und blieb stehen.

Sie unterhielten sich einfach weiter untereinander, was mehr als herablassend war; es zeugte von einer gewissen Verachtung. Jo wusste, dass diese überhebliche Haltung bei jeder ermittlerischen Spezialeinheit der Welt anzutreffen war – ob es sich um das FBI in Amerika handelte oder den MI5 in Großbritannien. Offene Feindseligkeit herrschte beispielsweise auch zwischen den Zollbeamten und den Polizisten am Flughafen. Was sie im Moment jedoch vor allem störte, war diese total idiotische Zeitverschwendung. Wenn hier eine Konfrontation bevorstand, würde sie bis aufs Messer kämpfen, denn Dan mochte noch so sehr mit diesen Leuten Tee schlürfen und Sandwiches knabbern – falls sie dachten, sie könnten ihr den Fall kampflos wegnehmen, waren sie nicht ganz bei Trost. Solange sie glaubte, dass sie selbst die besten Voraussetzungen hatte, um ihn aufzuklären, würde sie mit Zähnen und Klauen darum kämpfen, umso mehr jetzt, da sie durch Foxy über das morgige Heiligenfest des ungläubigen Thomas Bescheid wusste. Sie zweifelte nicht daran, dass sie es mit einem neuen Toten zu tun bekommen würde, wenn sie den Mörder nicht bis dahin fasste.

Neben ihr versuchte Dan, seine Anspannung unter Kontrolle zu bringen, indem er die Spitze eines Kulis ständig heraus- und hineindrückte, zwei Sekunden genau zwischen jedem Drücken.

Jo taxierte ihre Gegner. Sie hatte bisher nur mit einem von den NBCI-Detectives gearbeitet, mit Jenny Friar, kannte die anderen beiden aber vom Hörensagen. Frank Black war das bekannteste Gesicht der Polizei – Mitte fünfzig, übergewichtig, gepflegter Schnurrbart über einer bläulichen Oberlippe. Er trug einen dandyhaften PaisleySeidenschal zu einem dunkelblauen Blazer mit Goldknöpfen und besaß das Talent, über seine entscheidenden Beiträge zur Lösung der schwersten Verbrechensfälle ins Schwärmen zu geraten, wenn eine Kamera



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